2009 – Cayugaente

Cayugaenten – 200 Jahre grüne Faszination

Sie stehen in diesem Jahr beim SV der Entenzüchter als Entenrasse im Blickfeld, unsere Cayugaenten und das nicht ohne Grund. Amerikanischen Aufzeichnungen zu Folge sollen bereits die Cayuga-Indianer dunkle Wildenten als Haustiere (im weitesten Sinne) gehalten haben. Die traditionelle Geschichte beginnt dann aber mit einem Müller in Dutches County, der 1809 (also genau vor 200 Jahren) ein Paar dieser schwarzen Enten gefangen und durch beschneiden der Flügelfedern an seinem See heimisch machte. Alle einschlägigen amerikanischen Schriftsteller beziehen sich auf einen Brief aus dem Jahre 1812. Dort schreibt ein D. Bachmann an einen Dr. Audubon: „… wir sahen in Dutches County im State New York am Haus eines Müllers einen feinen Stamm von etwa 30 Enten wie wir sie vorher noch nicht gesehen hatten“. Es ist anzunehmen, dass es sich dabei um schwarze Enten mit ordentlich viel Grünlack handelte. Sicher ist, dass 1840 amerikanische Züchter mit der gezielten Selektion auf Farbe und Größe begannen. Erstmals ausgestellt wurden sie 1851 im Crystal Palace in New York. Der Name Cayugaenten entstand 1863. Zum einen abgeleitet vom Verbreitungsgebiet, dem Cayuga-See und zum anderen von den Cayuga-Indianern, ihren eigentlichen „Erzüchtern“. Bereits 1874 wurden die schwarzen Cayugaenten in den amerikanischen Standard of Perfection aufgenommen. Die älteste farbige Darstellung ist meines Wissens auf das Jahr 1886 datiert. Zwei Cayugaenten eines W. Simpson in feinem Glanz, daneben ein Paar Black East India Ducks (Smaragdenten), im Ganzen noch vollkommener und opulenter im Glanz. Sehr ähnlich in Form und Farbe die Cayugaenten im Illustrierten Entenbuch von Dr. Maar aus dem Jahre 1891.

Diese Entenrasse verkörpert eine gehörige Portion Extravaganz, gepaart mit einem Stückweit schlichter Grazie. Auch das sattgrün glänzende Gefieder zieht wie magisch jeden Betrachter in seinen Bann. Unsere Cayugas wirken heutzutage sportlich schick, eine ästhetisch feine Linienführung bestimmt das Gesamtbild. Doch so elegant waren sie nicht immer, standen zu Anfang noch stattliche 8 Pfund auf der Waage. Heute fordern wir für die Erpel 3,0kg und die Enten 2,6kg. Bei einem Standardgewicht von 3,6kg (1,0) und 3,2kg (0,1) wie es die Amerikaner und Engländer vorschreiben wird jedem schnell klar, dass diese Tiere gegenüber deutschen Verhältnissen grob wirken.

Ohne Ecken und Kanten sollen sie sein, fast waagrecht in der Haltung. Im Rumpf lang, von vorne bis hinten rund wie ein „Ofenrohr“. Mangelt es am nötigen Rumpfvolumen, wirken die Tiere spitz und leer. Die Unterlinie glatt ohne Wamme oder Kiel, auch im Afterbereich nicht absetzend. Bei den Enten darf der Preisrichter erst am Ende der Schausaison mal ein Auge bezüglich „Legebauch“ zudrücken. Mitunter ziehen die Erpel hinter der vollen runden Brust unschön an – das stört! Unsere Züchter halten den Zuchtstand der Cayugaenten seit Jahren auf höchstem Niveau, so dass sich Paarungen mit Smaragdenten eigentlich von selbst verbieten. Es gibt genügend hochkarätige Vertreter innerhalb der Rasse, um eine auf Erfolg ausgerichtete Blutauffrischung betreiben zu können. Auch wenn mehrere Züchter in einer Linie züchten, hält ein Tieraustausch untereinander die Populationsdynamik ganz von selbst in Schwung.

Im Rücken breit angelegt, leicht gewölbt. Ober- und Unterlinie verlaufen nahezu parallel. Vorweg eine breite Brust, leicht hervorspringend, die fließend ohne zu verjüngen in den gerundeten Körper übergeht. Ab und zu blitzt mal eine Brustrille auf, dann ist Vorsicht geboten in der Zucht. Die Flügel lang und hoch getragen. Ihre Spitzen dürfen bis zur Schwanzoberseite ragen – kreuzen sollten sie nicht. Tief gehaltenen Flügel und unbedeckte Rücken stehen selbstverständlich als Mangel auf der Karte. In gerader Linie folgen die Schanzsteuern der Rückenpartie. Ausgestellte Schultern lassen die Rückenpartie hohl erscheinen, beides ist ein Fehler. Wer da hinten im Rumpf nicht genau so breit ist wie vorne an der Brust, könnte schnell als Sonntagsbraten enden. Lockenbildung bei den Erpeln der Cayuga – eher ein seltenes Thema. Kaum sichtbar im Übergang treten die Schenkel aus dem Weichengefieder. Die Läufe mittellang, so dunkel wie möglich, fast schwarz, so weit der Standardtext. Züchterisch gesehen kann die Lauffarbe eigentlich nie dunkel genug sein. Ein Stück hinter der Körpermitte sind die Läufe eingesteckt. Mit der Ringgröße 16 wird den nicht allzu knochigen Läufen der Cayugaenten vollends Rechnung getragen.

In Fachkreisen wird der Kopf der Cayugaenten, gerne als schlangenartig angesprochen. Glatte Backen, flache Stirn und hoch sitzende Augen erinnern uns an das züngelnde Reptil. Die Kehle ist lang und markant geschliffen. Sie geht ohne abzusetzen in den S-förmigen Hals über. Das S bitte nicht gezogen, sondern leicht gedrückt mit zwei fein ausgeschwungenen Bogen. Der Obere beginnt bereits am Kehlauslauf, der Untere umschließt gut geschwungen die Brust. Seit zwei/drei Jahren verirren sich Vertreter mit übertrieben langen, dünnen Hälsen in den Käfig – was soll denn das? Winklige Halsführung im Zickzackstil wirkt unschön. Sorgenfalten bereitet mir immer noch die in Augenschein tretende Oberkopfrinne direkt über den Augen. Ich möchte die Züchter bitten, durch gezielte Selektion dauerhaft für Abhilfe zu sorgen. Rund und lebhaft gestalten sich die dunkelbraunen Augen. Der Schnabel nicht zu lang, flach mit leicht hohler Firstlinie. Bei den Erpel dunkel-olivgrün mit einem bis über den Schnabelrand und fast zur Schnabelspitze reichenden schwarzen Sattelfleck. Noch dunkler die Enten. Schwarz bis kurz vor die Schnabelspitze, dort wird so gerade eben ein wenig dunkel-olivgrün bis grau sichtbar. Beide Geschlechter mit schwarzer Bohne. Nur Alttieren wird eine leichte Aufhellung bei Lauf- und Schnabelfarbe zugestanden. Spezis, die mal gerade eben einen schwarzen Strich auf dem First haben, sind mit sg 93 noch hoch dekoriert. Gelbe Unterschnäbel und weiße Kehlflecke? Ja, wer zaubern möchte, der sollte seinen Trick halt erst präsentieren wenn er fertig ist. „Junge, dieses Grün kannst du mit keinem Grün anderer Rassen vergleichen, auch nicht mit dem der Smaragdenten“. Ein viel gesagter Satz von Helmut Alteheld, der zu seiner Zeit, wie kaum ein anderer frenetisch für „seine“ Rasse lebte und eintrat. Fast zärtlich weich überzieht ein käfergrüner Glanz das gesamte Gefieder. Dieses Grün der Cayugas ist deutlich wärmer als das der Smaragdenten, ohne auch nur im Geringsten an Intensität und Ausstrahlung zu verlieren. Wohlgemerkt die korrekte Bezeichnung der Farbe lautet Schwarz. Jedoch ist praktisch das ganze Gefieder von grünem Glanz überzogen, nur die Spiegel schimmern zuweilen Blau. Braunes Bauchgefieder und matte Rückendecken gehören längst zum „alten Eisen“. Dieser so apart wirkende Gefiederglanz ist entweder auf Ablagerungen spezieller Chromatophoren (tierische Pigmentzellen) oder auf Einlagerungen, die während der Entwicklung der Federn vom Blut abgegeben wurden, zurückzuführen.

Spätestens seit der letzten Nationalen wissen wir wie wichtig es ist, die Tiere ins rechte Licht zu rücken. Ausreichend Tageslicht ist nicht immer gegeben und schnell suggeriert uns künstliche Beleuchtung „blaue“ Cayugaenten. Da sind die Preisrichter gut beraten mit einem Tier ins Freie zu gehen um sich dort ein objektives Urteil bilden zu können. Blau-violette Querbänder in den Federn sind aber immer zu bemängeln. Zu viel Öl im Futter kann ebenso wie zu wenig Zufuhr an Mineralien eine Ursache für diesen Lapsus sein. Das Gefieder wirkt kompakt und liegt fest am Körper an. Kurz gesagt, die „Dinger“ müssen rundherum aalglatt sein. Oft genug entscheidet ein rauer Hals über Sieg oder Niederlage. Raues Halsgefieder – eine knifflige Hausaufgabe für die Züchter. Neueinsteiger sollten wissen, dass Cayugaenten mit zunehmendem Alter, manchmal bereits im zweiten Jahr etliche weiße Federn bekommen. Erpel verlieren da weniger, jedoch die Enten deutlich mehr an Farbstoff und können im dritten Jahr gänzlich weiß durchmausern.

Die Rasse wird von Format und Linie geprägt, erdrutschartige Veränderungen für die Zucht und das Preisrichterwesen sind nicht von Nöten. Es gilt, das Errungene zu festigen und im breiten Bestand zu sichern. Bei aller Liebe zur Gefiederfarbe, muss die Größe als oberstes Gebot stehen – da beißt die Maus heute und in Zukunft keinen Faden ab. Wer im Größenrahmen versagt, steht im Notenkeller. Zu groß ist inzwischen die Auswahl an Spitzentieren um hier noch Zugeständnisse machen zu müssen.

Wer Cayugaenten im Auslauf hält, kann schnell feststellen wie agil und voller Lebensfreude dieser nach jeglichem Kleingetier durchforstet wird. Unerlässlich wie eigentlich für all unsere Entenrassen ist eine saubere Badegelegenheit. Der Gefiederzustand ist bei dieser Rasse ein deutlicher Gradmesser für die Bewertung, ergo sollte man lieber einmal mehr für frisches Wasser sorgen. Bei älteren Tieren nehmen die Pigmente ab und nach jeder Mauser werden sie weißer im Gefieder, bis zu völlig weißem Gefieder. Mit der Naturbrut haben die Cayugas im Allgemeinen nicht sonderlich viel am Hut. Das heißt natürlich nicht, dass sie niemals selbst zur Brut schreiten. Es kann beobachtet werden, dass, wenn sich mal eine Ente setzt, es in dieser Linie öfter zu brütenden Enten kommt. Bereits Dr. Maar (Ill. Entenbuch 1891) und auch Biesenbach (Das Entenbuch zur Thier-Börse 1894) geben die Zahl der Eier mit rund 80 Stück pro Jahr an. In der gültigen Standardfassung stehen 60 Eier in der Tabelle zur Legeleistung der Rassen. Ich möchte in die Runde fragen, stimmt das auch? Brutlust muss nicht sein, aber Legeleistung ist ein unersetzbarer Faktor zur Reproduktion jeder Rasse. Ist da erst mal der Wurm drin, kommt man ohne Fremdanleihe einer Legerasse kaum aus dem Schlamassel wieder raus. Zu Beginn der Legeperiode sind die Eier fast schwarz, mit zunehmender Legetätigkeit verblasst die Farbe zu einem blassen Grün. Das im Standard angegebene Bruteier-Mindestgewicht von 65 Gramm erscheint mir stimmig. Erblicken die kleinen gelbschwarzen Racker das Licht der Welt, geht es bei ihnen sofort zielstrebig vorwärts. Aufzucht und Haltung gestaltet sich wie bei unseren Entenrassen eigentlich immer – problemlos. Kükenfutter wird gerne aufgenommen und sobald die ersten Federn an den Weichen sprießen, geht es an sonnigen Tagen ins Freie. Im Erwachsenenalter reicht man übliches Mischfutter, auch Entenmastfutter, dieses dann aber wohldosiert. Ordentlich Grünzeug in Form von Salat oder grünem Kohl darf nicht fehlen. Alle Arten von Sämereien (Glanz, Leinsamen, Sonnenblumen, Hanf usw.) wirken sich förderlich auf die Lackbildung aus. Nicht jeder wird in der glücklichen Lage sein über uneingeschränkten Auslauf und fliesendes Wasser zu verfügen, umso wichtiger ist es dann, auf Sauberkeit im Stall und bei der Bademöglichkeit zu achten. Nicht die Quantität ist entscheidend, sondern die Qualität. Einfache, selbst errichtete Becken, ausgediente Duschwannen oder sonstige wetterfeste Behältnisse leisten prima Dienste, wenn sie entsprechend gereinigt werden. Die ersten abgelegten Eier der Cayugaenten sind meist gänzlich schwarz und hellen dann bis grünlichweiß auf.

Die Cayugaenten stehen derzeit auf ihrem höchsten Zuchtstand, ich bin geneigt zu sagen, auf dem höchsten Zuchtstand unserer großen Entenrassen überhaupt, legt man die Breite der Züchterbasis als Maßstab zu Grunde. Gute Zuchttiere sind eigentlich jederzeit zu bekommen. Wie bereits erwähnt, liebe Züchter, bitte immer ein wachsames Auge auf die Legeleistung haben. Beim Aufbau einer Zucht ist zu beachten, gut Ding will Weile haben. Es wäre vermessen, nach Zusammenstellen eines neuen Zuchtstammes, nur V und HV Tiere erbrüten zu wollen. Züchten ist ein nie endender Prozess, in dem der Züchter mit und an seinen Tieren reift wie ebenso die Tiere durch die Hand des Züchters reifen. Die hohe Kunst des Züchtens ist nicht nach oben zu kommen, sondern sich da oben zu halten!

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Paul-Erwin Oswald

Über den Author: Erzüchter der Altrheiner Elsterenten, Author zahlreicher Fachartikel zur Geflügelzucht und von 2007 bis 2024 Vorsitzender im Sonderverein der Entenzüchter Deutschlands e.V.

Seit Sommer 2024 weiterhin als Ehrenvorsitzender für den Verein tätig.

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