2005 – Altrheiner Elsterente

Altrheiner Elsterenten sind keine Mimosen

Für seine Aktion „Entenrassen im Blickfeld“ hat der SV der Entenzüchter dieses Jahr die Altrheiner Elsterenten sowie die Krummschnabelenten auserwählt. Es mag nun rund zehn Jahre zurück liegen, als ein mir unbekannter Züchter vor den Käfigen erklärte, dass es sich bei den Altrheiner Elsterenten um die Mimosen unter den Entenrassen handele. Bis heute vermag ich diese Aussage weder in die rechte Schublade mit der Aufschrift Lob, noch in die linke mit der Aufschrift Tadel einzuordnen. Meine Antwort aber lautet – mit Nichten werter Zuchtfreund! Im täglichen züchterischen Handling ist diese Rasse ebenso pflegeleicht oder anspruchsvoll wie all unsere Entenrassen. Wer bereits im Vorfeld den Verbleib der so genannten „Fehlfarben“ klärt wird an der restlichen Nachzucht viel Freude haben. Ganz sicher im Auslauf, aber letztendlich auch zur Bewertung in den Käfigen.

Ob die Evolution im Verlauf der Haustierwerdung unserer Enten zuerst gänzlich Weiße oder Weiß-gescheckte Tiere hervorbrachte, lässt sich wohl nicht mehr zweifelsfrei klären. Eine Zeitrechnung für Scheckung aufstellen zu wollen, wäre pure Spekulation und sich im Reich von Sagen und Mythen bewegen. Belegbare Hinweise finden wir bei den alten holländischen Meistern der Geflügelmalerei wie z.B. Melchior de Hondecoeter (1636-1695). Auf zahlreichen Werken sind bunt-gescheckte Enten verewigt und um eine zeitliche Vorstellung zu erhalten möchte ich die Jahreszahl 1650 angeben. In jüngerer Zeit haben uns die beiden als Entenmaler bekannten Alexander Koester und Franz Gräßel einen reichhaltigen Fundus in Sachen gescheckter Enten hinterlassen. Ihre Werke liegen 60-90 Jahre zurück und zeigen neben schwarzen, auch immer wieder blaue und vereinzelt braune Schecken. Überhaupt sind deren Werke mit ihren doch sehr getreuen Detaildarstellungen ein wahrer Schatz für so einen Enten- Enthusiasten wie mich. Warum vergangene Züchtergenerationen, nie auch nur Ansatzweise versuchten aus gescheckten Enten eine Rasse zu formen bleibt offen. Vielleicht, waren die „Schweine des kleinen Mannes“ wie die „gemeinen Land- und Hausenten“ gerne bezeichnet wurden für damalige Züchter einfach zu uninteressant. Schwerwiegender mag der vorrangige Bedarf an Fleisch und Eiern gewesen zu sein, Schönheit mit in die Zucht aufzunehmen kam erst viel später zum Tragen. Schreiben heißt Recherchieren und dabei stellte ich fest, dass selbst bei 7stelligen Nachwuchsraten der Rassen (Lauf- und Pinguinenten) im südostasiatischen Raum diese Art der Scheckung nicht aufzutreten scheint. Jedenfalls habe ich weder einen schriftlichen noch ein Bild oder Foto als Hinweis gefunden.

Meine Zucht begann ich 1978 mit 1,2 schwarz gescheckten Landenten, welche ich im Tausch gegen Gimbsheimer Enten von einem Wild- und Freizeitpark erworben hatte. Im direkten Vergleich zur heutigen Scheckung hätten diese Tiere bestenfalls einen Strauß Vergissmeinnicht erringen können. Es war eine Entscheidung frei aus dem Bauch heraus es mit diesen Dreien zu probieren, wen hätte ich auch fragen können? Die Enten nahmen die neue Umgebung schnell an, legten ununterbrochen weiter und im November lief bereits der Brutapparat. Was jetzt kam waren vier lange Wochen des Wartens, des Grübelns und Nachdenkens. Wie mag die Nachzucht wohl aussehen? Ich war gespannt wie der Flitzebogen eines Kindergartenindianers. Kurz vor Jahreswechsel erblickten dann fünf kleine Altrheiner, so sollte die Rasse später einmal heißen, das Licht der Welt. Ein weißes, ein wildfarbig geschecktes und gottlob drei schwarz-weiß gescheckte. Ich muss zugeben, diesen fünf ließ ich es an Nichts fehlen. Außer, ja außer einem zünftigen Bad. Jedoch Väterchen Frost hatte das Freigelände noch fest im Griff. Ohne zu zögern setzte ich die halbwüchsigen Enten in die kurz zuvor fertig gestellte Familiendusche. Genussvoll verfolgte ich das rege Treiben und meine Enten widmeten sich ausgiebig ihrer Gefiederpflege. Wohlgemerkt ich erfreute mich, der Rest der Familie sah dies völlig anders. Ausführungen über die spätere Reinigung möchte ich mir an dieser Stelle verkneifen.

Aus dieser Brut entwickelte sich ein prächtiger Erpel, prima Form und vor allem eine ganz exzellente Scheckung. Ein echter Wonneproppen, er gab mir die Sicherheit auf dem richtigen Weg zu sein. Diesen Prachtkerl, so zumindest in meinen Augen stellte ich dann mit stolz geschwellter Brust bei der Sommertagung des SV der Entenzüchter vor. Was jetzt kam riss mich jäh aus meinem siebten Züchterhimmel auf den Boden der Tatsachen zurück. „Des isch doch a Baschtard“, so schallt es noch heute in meinen Ohren, „der hät jo Kralle wie die Warze“. Es war unser unvergessener Walter Fröhlich, der mit seinem prägnanten schwäbischen Dialekt an den Käfig trat. Was sollte das bitte schön sein? Eine fade Kreuzung zwischen Warzenerpel und Hausente? Somit polyphyletischer Abstammung (Nachkommen aus Kreuzungen zweier unterschiedlicher Arten hier Warzen- und Hausenten) und unfruchtbar? Unbeirrt und mit klarem Blick nach vorne packte ich meinen Erpel wieder in die Transportbox. Sorgfältig prüfte ich beim Aussetzen die Krallen. Im Vergleich mit den Streicherenten und man möge es mir glauben, bestand kein Unterschied. Bereits 1979 begann das Anerkennungsverfahren unter der Bezeichnung Altrheinerenten mit Herz- und Bandscheckung. Der Name leitete sich vom Altrheingebiet ab, welches Gimbsheim den Heimatort der Rasse in weitem Bogen umschließt. Warum die Bandschecken erst nach ihrer zweiten Vorstellung vom BZA als Fehlfarben zurückgewiesen wurden bleibt unbeantwortet. Im Jahr 1981 erfolgte dann die Anerkennung der Altrheiner Elsterenten schwarz-gescheckt. Die Maßnahme den englischen Rassename (Magpie-Ducks – Elsterenten) von Beginn an zu integrieren sollte sich zu einem späteren Zeitpunkt als sehr sinnvoll erweisen. Übrigens wurden zu keiner Zeit von mir Tiere aus englischen oder dänischen Zuchten eingestellt.

Der frühe Legezeitpunkt war für meine Zucht von entscheidender Grundlage. So konnte ich ohne Probleme innerhalb einer Zuchtperiode zwei Erpel an die gleichen Enten verpaaren. Ein erfahrener, mehrjähriger zu Anfang, gefolgt von einem hoffnungsvollen einjährigen. Rotationsprinzip so zu sagen. Wer im Vergleich die bessere Nachzucht brachte wurde dann wiederum für das nächste Jahr behalten. Ungefähr fünf Jahre nach der Anerkennung hatte ich mich breit schlagen lassen einmal Cayugaenten zur Verbesserung einzusetzen. Wer schnelle Resultate sucht wird damit nicht glücklich werden. Sehr gute und für jedermann zu empfehlende Paarungen habe ich mit einem Amerik. Pekingerpel an gescheckte Enten gemacht. Wohl gemerkt immer am Ende der Zuchtperiode, als fein dosierte Zugabe so zu sagen, ohne auf die bewährten Zuchttiere zu verzichten. Mein Standpunkt war und ist, wer züchtet darf auch mal die ausgetretenen Pfade verlassen. Es gilt das breite Spektrum der Natur zu nutzen, steht`s das Ziel fest im Visier. Das triste Verpaaren Hochdekorierter Champions war jedenfalls noch nie mein Ding. Gerne wurden von mir Tiere an interessierte Züchter und ins benachbarte Ausland abgegeben. Die Verbreitung der Rasse war und ist mir bis heute wichtig, auch oder gerade weil ich derzeit keine Tiere halten kann. Dänische Zuchtfreunde versorgten in den neunziger Jahren mit Ihrer Nachzucht wiederum englische Magpie Züchter.

In der englischen Literatur ist der Werdegang der Magpie-Ducks als Rasse recht gut beschrieben. Jedoch liegt auch hier der Ursprung wohl bei „einfachen Landenten“. So weit ich zurückverfolgen konnte wurden die Magpies bereits vor 1900 zur Rasse geformt. Überliefert ist, dass ein M.C. Gower Williams mehr als zehn Jahre auf Farbe und Zeichnung selektierte. Ein Oliver Drake führte das begonnene Werk weiter. Ich schätze um 1922/23 wurde ein Foto veröffentlicht, mit dem Konterfei eines farblich ganz hervorragenden Erpels. Dieses Foto machte in gut einem Dutzend Bücher seine Runde. So auch in der von Frau von Treuenfels verfassten Broschüre „Praktische Entenzucht und Haltung“ um 1930 erschienen. Bekannt ist weiterhin, dass der erste Sekretär des Magpie-Clubs J.S. Parkin war und nachdem nur die Schwarzen standardisiert waren, kamen 1925/26 die Blauen dazu. Bereits 1926 bot C.K. Grennway Bruteier von Schwarzen und Blauen Magpies an. Im neuen British Waterfowl Standard stehen heute drei Farbenschläge: Schwarz, Blau und Braun. Ein Hinweis auf die Gelben (buff) fehlt. Eine ähnliche Scheckung finden wir bei der blau-weiß gescheckten belgischen Huttegem-Ente wieder.

Rund zehn Jahre nach der Anerkennung der schwarzen Altrheiner Elsterenten, stellte dann Zfr. Wilhelm Brandt aus Stadthagen Blaue und Braune Magpie- Ducks vor. Potz Blitz, zwei Rassen mit ein und derselben Scheckung! Nach dem sich der erste Pulverdampf verzogen hatte stand fest – die Altrheiner Elsterenten sind um zwei Farbenschläge reicher. Kleiner Wermutstropfen an der Sache, die Neuen mussten in höhere Gewichtsklassen getrimmt werden. Wo sie nach englischen Vorgaben eigentlich auch zu stehen hatten. Die Zeit heilt alle Wunden, in diesem Falle das Problem mit dem Gewichtsunterschied. Bis vor drei Jahren dann mal wieder welche aus der Klasse „Fliegengewicht“ im Käfig standen. Gottlob wurde dieses längst vergessene Manko durch hartes Gegensteuern der Sonderrichter und neu hinzugekommener Züchter/rinnen postum gelöst. Überzeugend die letztjährige Vorstellung der Schwarzen und Braunen Herren sowie einer Blauen Dame. Hut ab, vor solch kompakten Formen und Farben.

Form und Größe erinnern uns zwangsläufig an die Amerik. Pekingenten. Ein wenig filigraner und weicher in den Linien. Ergo alles was im Schatten einer Campbellenten Platz findet ist zu klein. Der Rumpf mittelgroß, die gut gerundeten Flanken untermauern die Länge. Wer hinten zu kurz und vorne zu knapp daher kommt fehlt bei der Preisvergabe. Die ein gutes Stück hinter der Körpermitte eingebauten Läufe verstärken den Gesamteindruck einer gestreckten Form. Das Ganze leicht angehoben – immer die stolz geschwellte Brust präsentierend. Ich erwähne es noch einmal, bei aller Liebe zur Verwandtschaft, Campbellhaltung ist des Guten viel zu viel. Wer nicht ständig beobachtet kämpft schnell mit eingefallener Brustfalte. Manchmal fehlt nur Futter – manchmal aber auch das Messer der Züchterfrau. Fest anliegend und gut den Rücken bedeckend werden die Flügel gefordert. Ihre Spitzen enden vor den Erpellocken, so auch angedacht bei den Enten. Waagrecht in leichtem Winkel zur Rückenlinie wird der Schwanz getragen. Kritik gibt es da selten. Glatte, flache Unterlinie – Wamme und Kiel sind absolut tabu. Keine Frage, für die Erpel al- lemal gerechtfertigt. Für die Enten sehe ich da ein etwas milderes Licht. Zweifelsohne fließt in allen Linien noch eine gehörige Portion Campbellblut, woher sollten sonst im Oktober die ersten Eier kommen? Neben Lauf- und Campbell- enten fühlten sich die Magpies bei englischen Lege Wettbewerben in bester Gesellschaft. Darf es da nicht einmal ein „bisschen“ mehr sein? Nein, nicht Au- gen zu und durch, so möchte ich mich nicht verstanden wissen, wer glatt ist hat den Vorzug, zweifelsohne – aber zwischen der Rubrik Wünsche und der Rubrik Mängel liegen mehr als nur drei Zeilenstriche. In harmonischer Proportion zum gesamten Habitus bildet sich der Hals aus. Etwas schlanker veranlagt, volle Unterhälse stören. Ich erinnere mich, dass in den Anfangsjahren eine Zucht massiv mit kurzen Hälsen kämpfte – wieso eigentlich? Der Kopf nicht zu kräftig mit flach ansteigender Stirnpartie. Seitlich die Backen, etwas kräftiger vorhanden als bei anderen Rassen. Pausbäckchen – nein die wollen wir nicht sehen. Überhaupt werden alle Anzeichen von Deutschen Pekingenten, so auch Frisur im Nacken konsequent gestraft. Im Schnabel kräftig, lang und breit am Ende mit leicht hohler Firstlinie. In einem saftigen Orangerot erstrahlt der Schnabel, fein von dunklen Flecken geziert. Ob diese nun schwarz oder grün sind ist völlig belanglos. Allgemein sind die Schnäbel der Erpel weniger fleckig als die der Enten. Beide Geschlechter zeigen eine helle Bohne und da möchte ich hinzufügen – gut so. Die geforderte dunkle Bohne zur Sicherung der Kappenzeichnung – nicht mehr als ein überflüssiger Schnellschuss. Bestes Beispiel sind die vorgestellten Tiere, wohlgemerkt in allen drei Farbenschlägen.

Für einen Borststrich (dunkler Strich in der Bohne) bleibt je nach Intensität die Toleranz zwischen Wunsch und Mangel. Vollkommen grüne, schwarze oder blaue Schnabelfarben sind rassefremd und müssen voller Konsequenz gestraft werden. In diesem Punkt sind wir ein gutes Stück weg weiter, als unsere englischen Zuchtfreunde. Auch Sie streben helle Schnabelbohnen an. Es liegt in der Natur der Dinge, dass bei Alttieren die Schnabelfarbe erheblich nachdunkelt. Die Schenkel treten kaum hervor und werden fast völlig vom Bauchgefieder verdeckt. Flaumig, fusselige Flanken sind verpönt. Wie bereits erwähnt sitzen die Läufe nicht in der Mitte sondern drei fünftel vorne und zwei fünftel hinten dran. Die Lauffarbe ist kräftig orangefarbig, völlig „wurscht“ ob mit oder ohne dunklen Flecken. Die Zehennägel sind hell. Ganz dunkle oder gar schwarze Läufe sind mir nicht bekannt, sollten sie auftreten hilft nur noch der Kochtopf. Die Ringgröße 16 gilt für beide Geschlechter aller drei Farbenschläge.

Gerade mal zwei Farben bilden die Zeichnungsgrundlage, aber sie faszinieren das Auge des Betrachters, als wären es tausend. Sanft fügen sich die farbigen Bezirke (Kopfplatte, Rückenherz und Schwanz) in die weiße Mantelfarbe. Scharf getrennt, aber immer symmetrisch. Dies gilt auch für die, im Idealfall direkt an der Schnabelwurzel beginnende Kopfplatte. Genetisch bedingt haben da die Erpel gegenüber den Enten immer die Nase vorn. Umso höher ist eine korrekte farbige Kappe bei den Enten zu bewerten. Leicht treten gerade bei den Enten unschöne farbige stellen an Backen und um die Augen auf. Mit einem Mustergültigen Erpel gegensteuern, das hilft. Kritisch wird es erst wenn braune Augenzügel auftreten, da kann ich aus persönlichen Erfahrungen nur zu einem leckeren Sonntagsbraten raten. Generell werden wir den kleinen weißen Fleck zwischen Schnabelwurzel und der farbigen Kopfplatte sicher nicht ausmerzen lassen. Er zählt zu den längerfristigen Hausaufgaben der Züchter. Völlig klar, wer bis vorne durchgefärbt ist gewinnt wertvolle Punkte. Putzen, also das zupfen oder schneiden einzelner Federchen ist erlaubt. Tabu sind Flügel- und Schwanzsteuerfedern. Es ist ratsam für den letzten Schliff genügend Zeit einzuplanen. Am Besten man beginnt damit schon ein paar Tage vorher und kontrolliert immer wieder.

Ein farbiges Herz bedeckt Schulter- und Teile der Flügel, die Arm und Hand- schwingen bleiben weiß. Einseitig farbige Abzeichen werden gestraft. Symmetrie heißt das Zauberwort und gilt als Eckpfeiler. Ob da nun zwei Federn mehr oder weniger farbig sind stört niemand, wichtig beide Seiten sind gleich. Wer einseitig in die Handschwingen ausläuft, muss bei feinster Form mit blankem sg stehen bleiben. so jedenfalls meine persönliche Meinung. Es ist der Zucht keinesfalls dienlich hier ein Auge zuzudrücken. Der so genannte Keil und die gesamte Schwanzoberseite einschließlich der Erpellocken ist farbig. Bei der Unterseite lässt der Standard Spielraum, sie kann sowohl farbig als auch weiß sein. Eine gewisse Toleranz mit einem größeren farbigen Unterschwanz so leicht ins hintere Weichengefieder übergehend hat sich als sinnvoll erwiesen und sollte auch in der breiten Masse der Bewertungen zum Ausdruck kommen. Eine farbige Bauch oder Brustpartie stellt einen groben Fehler dar.

In der Auswahl der Zuchtstämme darf die vorzüglichste Zeichnung niemals den Stellenwert der Form verdrängen. Zuerst die Form und dann die Scheckung – dies gilt für die Zucht und die Bewertung. Beide Selektionskriterien sind sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Zwei Zuchtstämme, jeweils 4-6 Enten, dazu 2 Erpel je Stamm haben sich bestens bewährt. Wie bereits angesprochen, habe ich die Erpel im Rotationsprinzip eingesetzt. Vorteil – wir finden schneller zur einer direkten Linie in der Zucht. Arbeiten zwei Züchter in der gleichen Linie erhöht sich beim Austausch von Zuchttieren der spezifische Zuchterfolg. Dies vermeidet langjährige Reibungsverluste durch den Zukauf fremder Zuchttiere. Tiere mit einseitiger Herzzeichnung sollten nach Möglichkeit nicht in die Zucht eingestellt werden. Wenn doch, dann bitte nur weibliche Tiere. Ausgleichspaarungen zwischen Tieren mit großem und kleinem Rückenherz sind durchaus sinnvoll, wenn die Herzen symmetrisch sind.

Frühreif, wäre ein treffender Ausdruck für die Altrheiner Elsterenten. In der Befruchtung und im Legebetrieb lässt die Rasse keine Wünsche offen. Ihre ersten weiß bis grünlichen Eier legen manche Enten bereits früh im Oktober. Die Rasse ist außerordentlich Kunstbrutfest und so können hohe Reproduktionsraten erzielt werden. In der Aufzucht sind sie pflegeleicht und ohne besondere Ansprüche. Ausgewogenes Körnerfutter und als Beigabe reichlich Grünzeug bilden dabei die Grundlage. Wer möchte kann selbstverständlich auch Weichfutter anbieten, welches ebenso gerne verzehrt wird. Die Zeichnung beschert uns eine nicht zu unterschätzende Ausfallquote. Aber, und dies erscheint mir ein sehr wichtiger Aspekt, kann bereits nach dem Schlupf die erste Selektion erfolgen. Es empfiehlt sich den Verbleib der Küken, die wir als Rassegeflügelzüchter mit „Fehlfarben“ bezeichnen, bereits im Vorfeld abzuklären. Alle ein- farbigen können sofort zu Wirtschaftszwecken abgegeben werden. Wer dann zwar gescheckt, aber ohne Kopfzeichnung, mit hellem Schwanz oder einseitiger Flügelzeichnung ist, kann so meine Erfahrung gut an „Selbstversorger“ weitergereicht werden. Rasch schrumpft so die Kükenzahl und was bleibt sind die Zucht- und Ausstellungstiere. Das Standardgewicht von 2,75kg beim Erpel und 2,5kg bei der Ente, lässt sich in der Mast noch beachtlich steigern. Wir sollten bei Abgabe der Tiere darauf hinweisen, dass die Haut unter den dunkelfarbigen Merkmalen weiß bleibt, so dass wir einen ansprechenden Schlachtkörper erhalten.

Mit drei Farbenschlägen bietet sich für den Züchter ein breites Betätigungsfeld. Der Schwierigkeitsgrad ist wohl bei allen gleich gelagert. Beginnen wir mit dem Schwarzen deren Farbe so dunkel als möglich und mit einem samtartigen Glanz überzogen sein sollte. Tiere mit grünem Glanz sind als besonders wert- voll einzustufen. Saftig und gleichmäßig in der Grundfarbe präsentieren sich die Blauen. Ob mit oder ohne dunklen Saum. Nicht weniger imposant sind die Braunen mit ihrem kupferartigen Glanz anzuschauen. Die Kopfplattenzeichnung der blauen und braunen Erpel, setzt genetisch bedingt dunkler ab. Zukunftsmusik, aber durchaus denkbar wären gelbe und perlgrau gescheckte Altrheiner Elsterenten. Vor jedem Neuen steht die Überlegung und diese gibt es in Bezug auf die Gelben reichlich. Es bleibt anzumerken, dass die Schwarzen den beiden anderen Farbenschlägen sehr gute Dienste leisten können. Aber Vorsicht ist bei den Braunen geboten, all zu schnell finden wir blaue mit brauner Säumung und schwarze deren Rückenherz ins Aschgraue schimmert. Ich setzte zum Abschluss der Zuchtperiode einen Amerikanischen Pekingerpel zu den Altrheiner Elsterenten. Ein aus dieser Paarung farblich ansprechendes Tier, habe ich mit in den folgenden Zuchtstamm aufgenommen. Paarungen mit Cayugaenten oder Gimbsheimer Enten sind grundsätzlich möglich, aber wer kurzfristig Erfolge sehen möchte wird dabei nicht glücklich werden. Langfristig und mit viel Geduld werden sich auch hieraus Vorteile ergeben. Ähnlich gelagert sind Campbellenten (khakifarbige+weiße) und Orpingtonenten, auch da- von können erst mit den Folgegenerationen Fortschritte erzielt werden.

Altrheiner Elsterenten sind eine Rasse mit viel frischem Wind in den Segeln. Agil und voller Elan durchkämmen sie den ihnen dargebotenen Auslauf nach allerlei Fressbarem. Saubere Badegelegenheiten, sind für Wassergeflügel ein unabdingbares Muss. Die weiße Grundfarbe – strahlend frisch. Wer die Möglichkeit hat selbst große Mengen an Jungtieren aufzuziehen und zu vermarkten hat Vorteile. Wer sich nicht in solch einer glücklichen Lage befindet, der sollte die Küken an interessierte „Nichtzüchter“ abgeben. So herrlich bunte Enten bereichern jeden Auslauf und meistern wenn gewünscht den Auftrag als Schneckenpolizei mit Bravour. Schon so mancher „Nichtzüchter“ von heute wurde zum Rassegeflügelzüchter von morgen. Auf den Großschauen haben sich die Altrheiner Elsterenten fest etabliert, was fehlt sind noch ein paar engagierte Züchter. Umso mehr freut es mich, dass sich auch Jungzüchter dieser Rasse verschrieben haben.

Paul-Erwin Oswald

Paul-Erwin Oswald

Über den Author: Erzüchter der Altrheiner Elsterenten, Author zahlreicher Fachartikel zur Geflügelzucht und seit dem Jahr 2007 Vorsitzender vom Sonderverein der Entenzüchter Deutschlands e.V.

Zudem präsentiert er in seinem Gimbsheimer Entenmuseum Gemälde, Porzellanfiguren, Bücher, Zeitungen, Briefmarken und vieles mehr über die Entenzucht und somit auch einen großen Fundus für und vom Sonderverein der Entenzüchter.

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