2004 – Pommernente

Die Pommernenten

Sie stehen in diesem Jahr neben den Amerikanischen Pekingenten als Entenrasse im Blickfeld. Inzwischen hat sich unsere SV Aktion zu einem sehr werbewirksamen Mittel für die auserwählten Rassen erwiesen. Pommernenten? Niemand wird auch nur einen Augenblick daran zweifeln, dass es sich hier um die älteste Entenrasse deutscher Züchtung handelt. Aber wer hätte gedacht dass es einen Bauplan aus dem Jahr 1937 für eine Pommernente gibt? Unmöglich werden sie denken? Keineswegs, Schreibers Flugmodellbauplan Nr.2 beschreibt ein Segelflugmodell. Übrigens habe ich dabei erfahren, dass die Bezeichnung Ente… bzw. Enten… im Modellbau, aber auch in der heutigen Luftfahrt häufig anzutreffen ist. Wenden wir uns jetzt rasch wieder unseren lebenden Pommernenten zu. Im Standard finden wir bei den Pommernenten zwei Farbenschläge, Blau und Schwarz. Dr. Maar gibt uns in seinem Muster-Entenbuch von 1891 außerdem den Hinweis auf einen gelben Farbenschlag. Dürigen nennt sie in seinen Werken Anas domesticus coerlescens und gibt nur die Blauen an. Häring er- wähnt 1900 in „Die Nutz und Rassegeflügelzucht“ die blauen Schwedischen Enten. In seinem 1894 erschienen „Entenbuch“ berichtet Biesenbach ebenfalls nur über die schwedische Ente in silbergrauen Tönungen.

Solche weißbrüstigen Enten wurden bereits seit Jahrhunderten (1760) zu Mastzwecken in der Uckermark gehalten. Schauen wir kurz in die geographische Geschichte dieser Zeit, dann wird sofort klar, dass in dieser Epoche Neu-Pommern (Regierungsbezirk Stralsund) zu Schweden gehörte. In Frankreich wird die Duclair-Ente gezüchtet. Rein schwarzes Gefieder mit einem weißen Brustfleck, welcher sich über Kehle bis zum Vorderhals erstreckt. Es ist anzunehmen, dass neben bereits vorhandenen Beständen, aus dieser Rasse der schwarze Farbenschlag unserer Pommernenten entstanden ist. Um das Jahr 1930 wurde in Deutschland aus der Schwedenente die Pommernente mit zwei Farbenschlägen standardisiert.

Übermittelgroß sollen sie sein die Pommernenten, mit langem, kräftig breitem Körper. Ob- wohl die Erpel drei Kilogramm und die Enten immerhin 2,5kg auf die Waage bringen können, dürfen die Tiere nicht plump und schwerfällig wirken. Vor zwei Jahren standen da schon wahre Riesen in den Käfigen, gerade bei den Blau- en. Nur so viel – Größe ist nicht alles. Schön lang gestreckt und breit angelegt der Rücken, dabei wird eine leichte Wölbung gewünscht. Man kann sagen, Pommernenten müssen ordentlich was auf den Rippen haben. Nicht min- der entwickelt die Schenkel. Dazu passt nur eine volle, gut gerundete Brust. Ein immer wieder aufkommendes Makel, die Spaltbrust. Damit wird in Fachkreisen die eingefallene Hautfalte in der Mitte der Brust bezeichnet. Wen wundert ́s, bei solch einer Oberlinie muss auch die Unterlinie kräftig, breit und tief angesetzt wirken. Achtung, jede Kielbildung führt zum Kochtopf. Wer sich mit einer Hautfalte im Käfig präsentiert wird hart gestraft. Selbstverständlich ist Jahreszeitlich bedingt auf den mehr oder weniger entwickelten Legebauch der Ente Rücksicht zu nehmen. Bei Jungtierschauen kann sich damit aber niemand durchmogeln. Mini-Pommern, die hinten und vorne zu kurz sind, also an der nötigen Rumpflänge und Breite fehlt, können nicht in die Preise kommen. Da nützt die schönste Zeichnung nichts, wer zu klein ist ist zu klein. Die Form kommt vor der Farbe. Wir wollen einen kräftigen Landententyp mit wirtschaftlichem Charakter.

Die Schenkel treten nur wenig aus den Flanken hervor und bilden Übergang zu den gut entwickelten Läufen. Diese sind ein wenig hinter der Körpermitte eingesteckt. Sie tragen den Körper fast waagrecht. Wer den Schnabel in den Wind hält, kann keine Medaille mit nach Hause nehmen. Erfreulich, dass inzwischen fast die ganze Sippe mit der richtigen Haltung aufwarten kann.

Fest anliegend wird das Gefieder gefordert, die Oberseite mit straffen Deckfedern und im Untergefieder mit reichlich Daunen bestückt. Meist erscheinen die Schwarzen einen Tick glatter als die Blauen. Dies mag durch den erhöhten Melaninanteil des Lacks im Gefieder zu begründen sein. Flaumiges, loses Gefieder führt zu Abstufungen. Wie bereits erwähnt haben damit die Blauen mehr zu kämpfen als die Schwarzen. Direkt am Körper werden die Flügel getragen, dabei sollten sie den Rücken gut bedecken. Immer wieder lassen da einige im wahrsten Sinne des Wortes die Flügel hängen. Vorsicht ist geboten, da hilft nur strenge Selektion. Der Schwanz folgt der Rückenlinie und bildet so einen harmonischen Abschluss. Mittellang soll der Hals sein. Er trägt einen langen Kopf. Beide müssen in ihren Proportionen zum Gesamtbild des Habitus passen. Der Schnabel ist lang und breit mit einer leicht hohlen Firstlinie. Löffelschnabel wird gestraft. Er geht in geradem Zug in die flache Stirn über. Frei ohne jegliche Wammenbildung wird die Kehle verlangt. Zu volle oder gar faltige Kehlen drücken die Noten. Von lebhafter Gestalt sind die dunkelbraunen Augen.

Raues Halsgefieder ist ein kleines, aber stetes Übel bei den Pommernenten. Glatte Schlangenhälse wie wir sie von den Cayugaenten kennen verlangt niemand, aber Frisur nach Manier der deutschen Pekingenten überschreitet jegliche Toleranz. Auch in diesem Punkt kann nur langjährige Zuchtauslese zum Erfolg führen. Es bleibt noch anzumerken, dass übermäßiger Anteil an Weichfutter sich nicht gerade Förderlich auf die Gefiederfestigkeit auswirkt.

Wer sich mit den Farben unserer Enten beschäftigt, wird schnell herausfinden, dass Blau eine der anspruchsvollsten ist. Da gibt es hell oder dunkel, mit oder ohne Saum und dieser kann auch noch weiß, schwarz oder braun sein. Für unsere Pommernenten wird ein lichtes Blau, gleichmäßig getönt über den ganzen Körper verlangt. Genetisch bedingt setzen Kopf und Oberhals bei den Erpeln dunkler ab. Teils ist ein leicht dunkler Saum, vornehmlich beim Erpel gestattet. Dieser Standardtext schließt eine minimale Säumung bei den Enten nicht kategorisch aus. Ich denke, Gimbsheimer Enten mit Latz wollen wir alle nicht sehen. Einzelne schwarze Federn sollte der Züchter vor der Ausstellung putzen. Das heißt entweder den Federkiel beschneiden, bzw. fertig entwickelt Federn einfach gezupft. Flügel- und Schwanzgefieder nehmen sich von dieser Schönheitspflege aus. Hier entstehen zum einen Lücken im Gefieder und zum anderen wenn bemerkt, sehr schlechte Kritiken. Braune oder weiße Säumung ist ebenso verpönt wie fuchsfarbige Flanken. Wer da schon mit Sachsenenten laboriert, sollte erst die folgenden, wieder völlig blauen Generationen in den Käfig stellen. Schade wenn ein Anfänger solche Tiere erwirbt und sich damit einen Zuchtstamm aufbauen möchte. Rein blau sind die Spiegel ohne jegliche weiße Einfassung. Die Flügel ohne jede weiße Feder, also rein blau durchgefärbt. Ganz anders in England oder in den USA, dort werden bei der Schweden-Ente ausdrücklich zwei vollkommen weiße Schwungfedern verlangt. Große Bandbreite besteht in der zugelassenen Schnabelfarbe, diese erstreckt sich beim Erpel von blaugrau über graugrün, bis grauschwarz und braungrün bis grauschwarz bei der Ente. Beide Geschlechter haben eine schwarze Bohne. Die Lauffarbe variiert von schwarz-rot gefleckt bis schwarz. Die Zehen setzen etwas heller ab. Rein orangefarbige Läufe ohne jegliches Schwarz sind schlicht weg zu hell. Helle Lauffarbe und helle Schnabelfarbe sind genetisch gekoppelt. Es muss beachtet werden, dass die Blau Farbe aufspaltet. Es fallen meist 50% Blau der Rest sind dann Schwarze und Weiße. Wer möchte kann die Weißen und Silbergrauen mit dunklem Schnabel für die Zucht verwenden, die weißen mit hellem oder gelbem Schnabel dagegen nicht.

Tiefschwarz mit grünem Glanz, lautet die Forderung beim schwarzen Farbenschlag. Alle Achtung, was wir da an Lack sehen ist nicht von schlechten Eltern. Deck-, Flanken-, oder Bauchgefieder alles schillert in feinstem Grün. Wer heut zu Tage duff und stumpf daher kommt hat keine Chance mehr auf Preise. Die Schnabelfarbe der Erpel ist dunkelweidengrün mit großem schwarzem Sattelfleck. Kommen Erpel so zu sagen in die Jahre, wird die Schnabelfarbe immer heller. Einen ganzen Ton dunkler sind die Schnäbel der Enten – schwarzgrün wird verlangt. Beide ziert eine schwarze Bohne. Dunkel bis schwarz, so die Standardforderung für die Lauffarbe. Grundsätzlich gilt je dunkler desto besser. Da steckt eine menge Farbreserve drin. Der Ausspruch hellere Läufe – besserer Lack zieht schon lange nicht mehr. Helle Flecken an Zehen und Schwimmhäuten sind erlaubt, sollten aber nicht zur Regel wer- den. Die nicht zu kräftigen Läufe der Pommernenten benötigen die Ringgröße 18.

Beide Farbenschläge ziert die typische weiße Latzzeichnung an Kropf und Vorderhals. In dieser so einfachen Zeichnung liegt jedoch der ganze Reiz dieser Rasse. Eine Faustformel für die richtige Latzgröße gibt es nicht, jedoch Handteller groß kann als Richtmass gelten. Da bleibt genügend Spielraum, für Züchter und Preisrichter gleichermaßen. Wichtig ist eine scharfe Abgrenzung zum farbigen Gefieder. In den meisten Fällen wird dies durch zupfen einzelner Federn verbessert. Ein weißer Kehlfleck bis zur Größe eines Daumennagels ist we- der Vorzug noch Mangel. Gerade Allgemeinrichter sollten diesen Satz in der Bewertung berücksichtigen. Läuft der Kehlfleck seitlich in die Wangen oder nach unten in die kehle und Oberhals aus, ist dies Fehlerhaft.

Ich möchte noch kurz auf anverwandte Rassen, wie die französische Duclair-Enten eingehen. Eine Rasse aus Paarungen zwischen Rouen-Clairenten und Cayugaenten entstanden. Dunkles fast schwarzes Gefieder mit einem vom Unterschnabel bis zum Bauch reichenden weißen Brustfleck ist ihr eigen. Das ganze Gefieder ist samtartig matt, beim Erpel schillert der Kopf grün, Brust und Bauch mit einem Hauch von rotbraun überzogen. Die Enten zeigen im Untergefieder dunkelste Anzeichen der Wildfarbe. Sie fanden in Deutschland nur zwischen den beiden Weltkriegen kurze Beachtung. Die 2002 auf der europäischen Wassergeflügelschau vorgestellten Duclair-Enten konnten weder in Form noch in der Farbe überzeugen. Einzug in den französischen Standard hielten die Duclair 1923. Dort wird neben dem schwarzen auch ein blauer Farbenschlag beschrieben – beide mit durchgefärbten Flügeln. Oft angenommen, jedoch weit weniger mit unseren Pommernenten verwandt sind die englischen bzw. amerikanischen Blue Swedish (blaue Schweden). Wie bereits aufgeführt zeigen diese als charakteristisches Erscheinungsbild zwei weiße Aussenfahnen. Ein weiterer Unter- schied zu unseren Pommern liegt in der Schnabelfarbe, blau-blaugrau (bei uns Bleischnabel) wird gefordert. Diese Art der Schnabelfarbe finden wir auch bei den belgischen Forest-Enten wieder. Weder in Amerika noch in England ist der schwarze Farbenschlag standardisiert. Fehlt noch die Svensk bla anka (schwedische blaue Ente) wie sie in Dänemark gezüchtet und anerkannt ist. Sie gleicht unserer blauen Pommernente völlig, jedoch mit ausgeprägter dunkler Säumung. Dem schließt sich die belgische MB für die zweedse Eenden lückenlos an. Unsere belgischen Zuchtfreunde kennen auch unsere Variante der Pommernente in schwarz und Blau aber ohne Säumung. Weiter geht es mit den Duclair Eenden nach französischem Vorbild und letztlich mit den belgischen Dendermondse Eenden in blau ohne Säumung aber mit weißen Flügelfedern. Vergräbt man sich in alter Literatur so wird wie z.B. bei Baldamus-Beeck der schwarze Farbenschlag als Uckermärker-Ente genannt. Diese ganze Sammelsurium an Namen und Rassen erklärt sich wohl aus der früheren Zugehörigkeit von Pommern zu Schweden und wurde um 1930 mit einer Standardfassung für die Pommernenten in blau und schwarz entwirrt.

An den Züchter stellt diese Rasse keine besonderen Ansprüche. Ganz im Gegenteil, sie legen recht gut sind zum Teil noch Naturbrüter können aber auch in der Maschine erbrütet werden. Die quirligen Küken wachsen rasch heran und äußerst wetterfest. Man muss gar nicht besonders versiert sein um im Kükenalter die richtige Auslese zu treffen. Die Latzbildung ist schon recht gut am Küken zu erkennen. Ein wenig kniffliger wird es mit den hellen Flügel- spitzen, die verschwinden meist beim zweiten Federwechsel. Meistens – soll heißen nicht immer. Während der Wachstumsphase muss ausreichend gefüttert werden, ganz nach der Devise – von nichts kommt nichts. Sie lieben Auslauf und Grünfutter sollte immer zusätzlich angeboten werden. Enten und Wasser gehören einfach zusammen, da macht auch die Pommernente keine Ausnahme. Stets frische und saubere Badegelegenheit sind unerlässlich für eine topp perfekte Gefiederpflege der Tiere.

Schattige Haltung wirkt sich immer förderlich auf die Gefiederfarbe aus, besonders oder gerade bei den Blauen. Einem Erpel können ruhig vier Enten zugestellt werden. In den Zuchtstämmen kann man sagen je einheitlicher die Latzbildung bei den Elterntieren, so auch bei der Nachzucht. Etwas feinfühliger wird es dann mit den Blauen. Mal ein heller Erpel und dunkle Enten oder umgekehrt, da muss jeder seine eigen Taktik finden. Kontinuität ist gefordert, wer alle zwei Jahre die Rasse wechselt, liegt nicht nur mit den Pommernenten schief.

Sie waren die Lieblingsrasse von Robert Oettel dem Begründer der deutschen Rassegeflügelzucht. Ich denke auch Namen wie Edgar Pille und Otto Giesecke gehören hier erwähnt, zwei Fachleute per Excellence für blaue Pommernenten.

Es gilt dieses Kulturgut zu erhalten, zu festigen und weiter zu verbreiten. Da möchte ich auch die GEH (Gesellschaft zur Erhaltung alter und bedrohter Haustierrassen) nicht unerwähnt lassen. Dort hat man die Pommernente (wenn auch aus eher wirtschaftlichen Gesichtspunkten) auf die rote Liste gesetzt. Jetzt findet man auf so manchem Arche-Hof eine Herde Pommernente laufen. Sie können auch in der Rassegeflügelzucht noch einige Züchter gebrauchen, also einen Versuch sind die Pommernenten allemal wert.

Paul-Erwin Oswald

Paul-Erwin Oswald

Über den Author: Erzüchter der Altrheiner Elsterenten, Author zahlreicher Fachartikel zur Geflügelzucht und seit dem Jahr 2007 Vorsitzender vom Sonderverein der Entenzüchter Deutschlands e.V.

Zudem präsentiert er in seinem Gimbsheimer Entenmuseum Gemälde, Porzellanfiguren, Bücher, Zeitungen, Briefmarken und vieles mehr über die Entenzucht und somit auch einen großen Fundus für und vom Sonderverein der Entenzüchter.

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