2019 – Welsh-Harlekin Ente

Die Welsh-Harlekin Ente – Entenrasse im Blickfeld 2019

Sind die Welsh-Harlekin-Enten wirklich die einzig wahre walisische Entenrasse und sind sie tatsächlich aus hellen Farbmutationen der Campbellenten hervorgegangen? In den folgenden Zeilen werden wir sicher mehr über diese aparte Entenrasse und ihre Entstehung erfahren. Stimmig ist der einschlägigen Literatur zu entnehmen, dass der engl. Oberst Leslie Bonnet, der aus seinen dunklen Campbellenten hervorgegangenen „hellen Variante“ zunächst den Na-men „Honey Campbells“ gab und diese erst nach seinem Umzug nach Criccieth in Nord-Wales „Welsh-Harlekin-Ducks“ nannte. Nun gab und gibt es viele Mutmaßungen – wirkten zeitweise doch Orpingtonenten mit – gab es Anleihen bei den Aylesburyenten – oder doch helle Laufenten. Spekulationen, stichhaltige Beweise dafür gibt es nicht. Schade, denn je mehr über die Entstehung einer Rasse hinterlassen wird und je nachvollziehbarer die Aufzeichnungen, desto einfacher gestaltet sich deren Erhaltung. Versierte Züchter haben es den-noch verstanden uns die Rasse seit ihrer Präsenz ab den 1940er Jahren bis heute vital und mit all ihren ursprünglichen Attributen zu erhalten – das ist allemal lobenswert und beileibe nicht immer der Fall.
Farblich bilden die Welsh-Harlekin-Enten das Bindeglied zwischen den noch helleren Streicherenten und den deutlich dunkleren Campbellenten. Ein Sammelsurium an Farben möchte man meinen, aber klar definierte Abgrenzungen verschaffen Abhilfe. Die 0,1 der Streicherenten zeigen einen schwarzen, die Welsh-Harlekin-Enten einen braunen und die Overberger Enten einen blauen Strich in der Federmitte – die Ausführungen ein Manifest!

Rumpf rund, kräftiger als die Campbellenten und ein wenig länger als die Streicherenten – über allem steht die prägnante Walzenform! Blickt man auf die Waage so wird mit 2,5kg beim Erpel und 2,0kg für die Enten nur allzu schnell deutlich, dass sich alle drei Rassen in einer Gewichtsklasse wiederfinden müssen, zumindest sollen! Keine filigranen Feinheiten, eher schnittige Bodenständigkeit. Viele driften in Körperfülle und Körperlänge deutlich in den negativen Bereich ab. Kurze Hansel und pummelige Damen bewegen sich nicht auf dem Parkett der Welsh-Harlekin und werden zurückgestuft. Mit Übergröße haben die derzeit vor-gestellten Welsh-Harlekin sicher nicht zu kämpfen, aber die Länge muss ganz einfach stimmiger werden. Etwas aufgerichtet in der Körperhaltung, wobei die Ober- und Unterlinie parallel verlaufen. Von einer allseits gut gerundeten Brust geht es in den ebenso rund ausgebauten Rumpf. Keine Wamme, kein Kiel, nur zum Jahresende sei den Enten ein kleiner Lege-bauch gestattet. Mutter Natur lässt grüßen. Mangelnde Brustfülle und kurzer Rumpf lesen wir des Öfteren. Hier breitet sich derzeit das größte Betätigungsfeld der Züchter/innen aus – zu-erst die Form und dann der Rest! Wir sind dennoch gut beraten, bei allen Unwägbarkeiten die Farbe nicht gänzlich hinten an zu stellen. Gut gerundet der Kopf mit wenig ansteigender Stirn. Backen trocken, Kehle frei, Augen braun mit hohem Sitz. Da muss man nicht lange mäkeln, die Tiere sind in Ordnung. Schnabel mittellang mit geradem First und normaler Breite. Im Hals nicht zu stark, nicht zu lang, in leichtem Bogen getragen, übergehend in Brust bzw. Rücken.

Fest anliegend werden die Flügel verlangt, das passt. Keine Hängepartie, keine Schultern, sondern gut den Rücken bedeckend. Eine gewisse Länge ergibt sich aus dem der Rückenlinie folgend getragenen Schwanz. Nicht zu geschlossen – steht im Standard. Nun ja, Fehler muss man nicht suchen. Verdeckt sitzen die Schenkel im Weichengefieder. Mittellange Läufe, welche beim Erpel etwas länger sind als bei der Ente. Ein straff und glatt anliegendes Gefieder untermauert das kompakt wirkende Erscheinungsbild und verleiht ganz nebenbei noch Eleganz und Esprit.
Wildfarbig ist der Ursprung aller Farbschläge der Enten und bedarf in Züchterkreisen keiner besonderen Definition. Deutlich aufwendiger gestaltet sich die Farbbezeichnung Creme-wildfarbig unserer Welsh-Harlekin-Enten. Wir sprechen von einer rahmweißen Grundfarbe bei den Erpeln. Im Kopf und Hals braunschwarz mit mehr oder weniger grünem bis ins Bronze schillerndem Glanz. Begrenzt durch den weißen, gut geschlossenen Hals-ring. Bürzel, Unterschwanzkeil und Locken präsentieren sich wie im Kopf beschrieben. Brust, Nacken, Schultern und Oberseite der Flanken rotbraun bis mahagonibraun – bitteschön immer einen Touch mehr rot als braun! Absetzend und kontrastreich umschließt jede Feder ein creme-weißer Saum. Schwanz dunkel-bronzefarbig mit hellem cremefarbigem Saum. Locken braunschwarz – gesäumt oder nicht, wen stört`s? Unterrücken silbrig bis graubraun mit dunklen Tupfen. Ein cremefarbiger Saum ist anzustreben, aber bei-leibe kein Muss! Flügeldecken graubraun gewellt mit hellem Saum. Schwingen cremefarbig und braun gemischt. Zugegeben ein wenig trocken in der Beschreibung, fürs Auge jedoch ein ganz besonderer Schmaus. Spiegel bronzefarbig mit wenig Grünglanz, begrenzt durch dunkelbraunen Spiegelsaum. Ergo blauer Spiegel (grober Fehler), helle Einfassung oder sonstige Abweichungen gehören auf der Karte vermerkt – zumindest sind sehr deutliche formulierte Wünsche zu äußern. Der Erpel zeigt einen braun bis olivgrünen Schnabel mit dunkler Bohne. Lauffarbe laut Standard orange – keinesfalls leuchtend, darf ruhig schmutzig orange werden, das gibt die nötigen Farbreserven für die Entenzucht.
In der Grundfarbe einige Nuancen dunkler als der Erpel präsentiert sich die Ente in ihrer gelblich bis hellbraunen Grundfarbe. Vorweg, wir sind weit vom Spiegelbild einer Streicher-ente mit ihrer rahmweißen Grundfarbe entfernt. Honey-Campbells – Honigfarben im Mantelgefieder – eine durchaus zutreffende Eselsbrücke. Kopf und Hals in gleichmäßiger, gelb-brauner Tönung mit hellerem (cremefarbigen) Schnitt zu Oberbrust und Nacken. Die Federbezirke im Bereich der Brust, Halsansatz, Nacken, Rücken und Flanken zeigen ein hellbraunes Federinnfeld, cremefarbige Säumung und einen deutlich sichtbaren dunkelbraunen Strich in der Federmitte.

Eine gehörige Portion Fingerspitzengefühl verlangt uns noch die gewünschte Säumung ab – vieles ist denkbar, vieles ist machbar, aber noch nicht alles ist vollendet! Untere Brust hell-braun bis cremefarbig, satt braun gemischt. Spiegel braun mit wenig Bronzeglanz und dunkelbrauner Einfassung. Siehe meine Ausführungen beim Erpel – dem ist auch an dieser Stelle nichts hinzuzufügen. Schwanzfedern mittelbraun meliert. Schnabelfarbe schwarzgrün ebenfalls mit dunkler Bohne. Lauffarbe mindestens bräunlich bis ins braunschwarze gehend. Orangefarbige Läufe entwerten die Enten bis hin zum Kochtopf. Beide Geschlechter benötigen die Ringgröße 15. Ob die rund 65 Gramm schweren Eier immer weiß oder doch mal mit leicht grüner oder gelblicher Tönung scheinen, bleibt belanglos. Zweifelsohne sind sie gute Leger, mitunter schreiten die Enten auch zur Brut – man muss ihnen halt die nötige Ruhe und Gelegenheit dazu bieten.
Exklusiv ist die Farbe der Welsh-Harlekin-Enten allemal, aber gerade die Enten unterliegen zeitlichen Veränderungen. Je älter diese werden, desto dunkler werden sie und der cremefarbige Saum verringert sich. All das schließt aber im Umkehrschluss keine hohen Noten aus – man muss bei der Bewertung mit einem Blick auf den Kalender dies nur entsprechend um-setzen. Weitaus gefährlicher kann es werden, wenn Streicherenten mit verpaart wurden. Wohl wissend, dass schwarz über braun steht. Was bleibt ist das Manko mit blauen Spiegeln! Gibt es denn keine andere Interimslösung als die Verpaarung mit Streicherenten? Ich glaube doch. Welsh-Harlekin mit der richtigen Farbe sind schon noch existent – letztes Jahr in Hannover im Stamm zu bewundern – Klasse! Nichts desto trotz, farbliche Finessen sind das Eine, eine ausgewogene Rumpflänge und Rumpffülle das Andere und in der Bewertung das stärkere Auswahlkriterium.
Zur Schneckenpolizei wurden die Laufenten auserkoren, es sei aber versichert, dass alle Entenrassen sich um solch Getier kümmern, auch und gerade die Welsh-Harlekin-Enten. Sie nutzen ihren Auslauf und suchen diese nach allerlei Kerbtieren, Würmern und eben auch Schnecken ab. Grünfutter ein Muss! Salat, Rasen-schnitt oder grüner Kohl bieten Abwechslung und Beschäftigung zugleich. Eine handelsübliche Körnermischung, Pellets oder sonstige Futtermischungen reichen den Tieren als tägliche Futtergabe völlig aus. Gekochte Kartoffeln mit Schrot oder Kleie vermischt werden ebenso gerne aufgenommen und rasch verzehrt. Zum Komfortverhalten unseres Wassergeflügel ge-hört das Baden. Für Rassegeflügelzüchter ist es eine Selbstverständlichkeit die anvertrauten Geschöpfe artgerecht zu halten. Zugfreier Stall, geräumiger Auslauf, trockenen Einstreu, frisches Trinkwasser und saubere Bademöglichkeit sind Wohlfühlsegmente. Ein kleiner selbst angelegter Teich, eine zweckentfremdete Sandmuschel, ob Bade- oder Duschwanne ist völlig belanglos – Behältnis und Wasser müssen sauber sein. Je nach Verschmutzungs-grad muss gereinigt werden. Manche machen das jeden 2., manche aber auch jeden 4. oder 5. Tag. Die dazugehörige Faustformel muss jeder selbst entwickeln.

Ein wenig tiefer in der Materie finden wir folgen-den Hinweis: Bereits bei den Eintagsküken der Welsh-Harlekin-Enten kann mit 90%iger Sicherheit das Geschlecht anhand der Schnabelfarbe fest-gestellt werden. Erpel haben einen dunklen und Enten einen hellen Schnabel mit dunklem Fleck am Ende. Sicher eine höchst interessante Feststellung – wenn es denn auch eine ist. Hier würde ich mich über Rückmeldungen der Züchterschaft sehr freuen, vielleicht sogar als Bestätigung. Wie auch immer, die kleinen Racker wachsen rasch heran und sind in der Aufzucht pflegeleicht. WTS muss es sein: warm, trocken und sauber. Frisches Tränkwasser ist wichtig und wenn die ersten Federn an der Rumpfseite zu sehen sind sollte auch ein Bad möglich sein.

Bleibt ein positives Resümee? Ja, denn die Züchter dieser Rasse sind sehr versiert und auf dem Vorhandenen lässt sich sehr gut aufbauen. Anleihen bei Streicherenten zu suchen sind wenig zielführend. Welsh-Harlekin-Enten sind eine agile, bodenständige Rasse, welche durch ihren frohen Wuchs und das aparte Farbenspiel sicherlich auch weiterhin neue Züchter generieren kann.

Paul-Erwin Oswald

Paul-Erwin Oswald

Über den Author: Erzüchter der Altrheiner Elsterenten, Author zahlreicher Fachartikel zur Geflügelzucht und seit dem Jahr 2007 Vorsitzender vom Sonderverein der Entenzüchter Deutschlands e.V.

Zudem präsentiert er in seinem Gimbsheimer Entenmuseum Gemälde, Porzellanfiguren, Bücher, Zeitungen, Briefmarken und vieles mehr über die Entenzucht und somit auch einen großen Fundus für und vom Sonderverein der Entenzüchter.

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